Leserbrief
zum Artikel „Homöopathie in der Psychiatrie-Potential zur Reduktion von Psychopharmaka-Verordnungen“ von Rainer Schäferkordt und dem Kommentar von Ilja Ruhl, „Worte statt Verum“
"soziale psychiatrie", Heft 3/2024, S.28-32
TRIALOG IN EINER PERSON
von Jürgen Behring
Mit 66 Jahren suche ich weiter nach Formen, meine reichhaltigen Erfahrungen mit Genesung auch nach schweren und bedrohlichen Krisen in den Diskurs zu bringen.
Mein Perspektive beschreibe ich gerne als „Trialog in einer Person“.
Beruflich bin ich seit 2020 in einer Suchtberatungsstelle als Suchtberater und -therapeut tätig, seit mit Berentung im April mit 24 Stunden. Fast 20 Jahre arbeitete ich zuvor in Rehakliniken. Privat bin ich glücklich verheiratet in wunderbarem Wohnumfeld. Gartenarbeit, Singen im Chor, Familie und Freunde, sowie glgtl. Lesungen füllen mich aus.
Entgegen wiederholten bedrohlichen und auch psychiatrischen Diagnosestellungen, Prognosen und Empfehlungen setzte ich konsequent auf Heilung und auch spirituelle Suche und Entwicklung.
Die Weisheit meiner Mutter lautete: „Alles hat seinen Sinn“. Den habe ich in allem gesucht und gefunden – mein größtes Glück. Und das galt auch für meine 2-3 Phasen, die einseitig etikettiert „psychotische“ Erfahrungen beinhalteten.
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Aufgrund meines langjährigen, quälenden Heuschnupfens und auch Konflikten in meiner Beziehungsgestaltung suchte ich nach neuen Behandlungswegen. Im April 1987 „probierte“ ich, zunächst skeptisch aber offen, nach einer überzeugenden Empfehlung meinen ersten homöopathischen Arzt aus. Seitdem bin ich kontinuierlich in klassisch-homöopathischer Behandlung.
Parallel suchte ich nach Psychotherapie.
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Neben der homöopathischen Behandlung und wiederkehrend gruppentherapeutischen Intensivphasen und Selbsterfahrungsgruppen (Bondingtherapie, Familienstellen, Enlightenment Intensive, Männergruppen u.a.) waren die Selbsthilfegruppen der Emotions Anonymous (bis 2000) steter Begleiter. Ab 2000 nannte es ich es dann nur noch „Fortbildungen“. Ich lernte sehr viel. Und arbeitete viel durch.
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Seit 2020 lebe und arbeite ich im Land Brandenburg. In einer Suchtberatungsstelle mein Konzept „Nüchtern gut leben – Die Heldenreise der Abstinenz“ bewährt sich auch hier mit einer Männergruppe. Eine Selbsthilfegruppe hat sich daraus gegründet: „Die Helden“. Privat bin ich neu verheiratet und sehr glücklich. Was will ich mehr?
Ohne kompetente homöopathische Begleitung wäre dieser Weg und die konstruktive Bewältigung bedrohlicher psychischer Belastungen nicht möglich gewesen.
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„Wenn das Leben anders wird – Lyrik von unterwegs“ lautet ein Gedichtband, den ich 2022 veröffentlicht habe und mit dem ich punktuell eine unterhaltsame Lesung gestalte.
Die Homöopathie ist für alle Kritiker aus meiner Sicht doch nur deshalb „Placebo“ oder „“Worte statt Verum“, weil sie nicht verstehen, was so anders wirkt. Welch eine Angst müssen sie haben, dass sie das, was jenseits ihres Horizontes ist, mit dem Brustton des Besitzes von Wahrheit verleugnen und bekämpfen. Warum lässt man uns dankbare Klienten und engagierte Behandler nicht unseren Weg gehen? Warum sagt man nicht einfach „Ist nicht meins“ oder „Habe ich keine Ahnung von?“ Das wäre doch in Ordnung.
Unzureichend kompetente homöopathische Behandler und Ärzte, vor allem auch Psychiater gibt es doch unabhängig von der „Wahrheit“ ihres Behandlungsweges.
Bitte schauen Sie sich doch um in den Psychiatrien mit den langjährig auf Psychopharmaka eingestellten Drehtürpatienten. Und ich könnte noch viele beklagenswerte Zustände benennen. Welche Therapiefortschritte könnten wir in der Suchtbehandlung erzielen, gäbe es ergänzende homöopathische Mitbehandlung!
Meine Erfahrung als Angehöriger, Suchttherapeut und Betroffener ist: Es gibt so vieles, was heilt. Nicht jedem steht alles offen. Nicht jede Medizin, nicht jede Methode und nicht jede Kompetenz und nicht jeder passende Mensch. Und nicht jeder bringt das Engagement mit für Genesung, Heilung und Verbesserung der Welt – egal ob als Betroffener, professioneller Helfe oder Angehöriger. Die Realität ist, wie sie ist. Wenn wir jedoch anfangen, die Realitäten zu akzeptieren und aufhören, die Realitäten von anderen zu verleugnen, zu missachten und zu bekämpfen, könnten wir einen wichtigen Beitrag zur Schaffung einer besseren Realität, gerade auch im psychiatrischen System schaffen.
Wo Zwanghaftigkeit auf Chaos stößt, kann es verrückt werden. Wer diesen Konflikt unterdrücken statt benennen, bewältigen und in möglichst sicherem Rahmen austragen will, schafft viel Leid. Versuchen Sie mal einen Vulkan am Ausbrechen zu hindern!
Vielen Dank, Rainer Schäferkordt für die nüchtern dargestellten guten Fallbeispiele. Und Danke an „soziale psychiatrie“, die dem Beitrag über Homöopathie Raum gegeben hat.
Jürgen Behring, Diplom-Sozialpädagoge/Suchttherapeut (VDR), geb. 1958, www.lebenundsinnjimdofree.com
Hinweis:
Der Beitrag wurde für den Leserbrief stark gekürzt. Der vollständige Text (in nochmals überarbeiteter Form) kann per E-Mail angefordert werden unter: juergenbehring (at) magenta.de