"Wenn das Leben anders wird" - Leseproben und mehr
Muh
Auf einer grünen Wiese
Steht eine bunte Kuh.
Das ist die Anneliese,
sie schaut mich an mit „Muh“.
Was soll das nur bedeuten?
Ich denk lang drüber nach.
Dann hör ich Glocken läuten,
es fällt mir ein „Ach, ja“.
Die Kuh, die Anneliese,
die ist ja gar nicht dumm!
Sie läutet auf der Wiese,
sagt „Mu“ und bleibt sonst stumm.“
Lübbecke, ca. 1989
Mu ist ein Mantra und heißt übersetzt: „Nichts“, "Nichts weiter"
Diese Kuh grast am Nordhang des wiehengebirges in Lübbecke-Obermehnen.
Aufgenommen 2021
Frohes neues Jahr!
Von der Fahrradtour na klar.
Frische Luft und gutes Leben
soll es auch dieses Jahr geben.
Kultur, Ausflug gutes Essen,
Schwimmen, Wellness nicht vergessen.
Und dann mal ´ne Thai Massage
für die Knochen keine Frage.
Gutes füllt das Leben aus
trotz Corona all dem Graus.
Meckern sollen die Proleten,
ich feier nüchtern meine Feten.
Gebe Freude großen Platz,
ganz zu schweigen von dem Schatz,
meiner Frau, der wundervollen,
liebenswerten, ach so tollen
Schönheit, Köchin, Gärtnerin,
Ärztin, Politikerin.
Welcher Reichtum, welches Glück,
Blicke ich auf das zurück,
Was ich dafür lassen musste!
Ganz schön hart, so manche Kruste,
die ich einst zu kauen hatte,
Heute trink ich meinen Latte,
Espresso und auch Kaffee
auch bei Zipperlein, Wehweh
immer wieder mit Genuss.
Und denk bei so manchem Kuss
an den langen Weg zurück
und mein unbeschreiblich Glück.
Liebe Leute,
ich sag heute
auf ein Neues, ist ja klar:
frohes und erfülltes Jahr!
Warchau, Amtsgemeinde Wusterwitz, 1.1.2022
Man nannte ihn Butch oder so oder anders…
Gott
Nicht mehr so flott
Sein
Mit all dem Trott
Jetzt
Gewahr was war
Gott
Die gute Frage
Ja
Was ich auch sage
Nein
Zu Widerstreben
Gott
Ist Wirken Leben
Sein
Zu Nehmen Geben
Mu
Eben.
Benediktushof Holzkirchen, 12.03.2022
Inspiriert durch den Workshop von Dr. Kristina Kieslinger: „Du kannst ihn ‚Butch‘ nennen! – Kreativität und Sprache auf dem spirituellen Weg.“ Symposium „Christliche Spiritualität im 21.Jahrhundert – Vom Unsagbaren sprechen – zum Verhältnis von Spiritualität und Sprache“, Bendediktushof, „MU“ ist ein ZEN-Koan und heißt in etwa „Nichts“, „Nichtsweiter…“ )
(Dr. Kristina Kieslinger, Leiterin der Arbeitsstelle Theologie und Ethik beim Deutschen Caritasverband in Freiburg)
Im ZENDO des Benediktushof, Holzkichen
https://www.youtube.com/watch?v=zs-URVFdRR8
Offene Augen sehen,
geschlossen sind sie blind,
ich lass die Dinge stehen
und schaue, wie sie sind.
Offene Ohren hören,
geschlossen sind sie taub,
ich bücke mich zum Boden
und lausche auf den Staub.
Refrain:
Ich mache meine Sinne auf
und lass den Dingen ihren Lauf.
Ich habe Mut –
alles ... alles wird gut.
Offene Nasen riechen,
verschlossene leider nicht,
ich übe mich im Kriechen
und hoffe auf das Licht.
Offene Münder schmecken
und atmen jede Luft,
ob riechen oder lecken
herein kommt jeder Duft.
Refrain:
Ich mache meine Sinne auf
und lass den Dingen ihren Lauf.
Ich habe Mut –
alles ... alles wird gut.
Offene Poren spüren
das Werden und das Gehen.
Ein Hauch wird sie schon führen
die Liebe zu verstehn
Offene Hände nehmen,
Fäuste bleiben leer.
Offene Herzen geben –
sie schöpfen aus dem Meer.
Refrain:
Ich mache meine Sinne auf
und lass den Dingen ihren Lauf.
Ich habe Mut –
alles ... alles wird gut.
Lübbecke, 1989
Mein Vater, der Usedom Husar
Usedom Husaren –
Wie weit bin ich gefahren!
Von Euch zu hören, lesen, wissen,
den Vater ich tu stets vermissen.
Nun bin ich hier mit meinen Fragen
Und kann auch was zu Vater sagen.
Von wo er kam und wer er war,
Bei Adolf Usedom Husar.
Das Schicksal meines Vaters, hart,
Harrt dennoch auf Erkundigung
Und will keine Entschuldigung.
Er war kein Opfer, sondern Held!
Er überlebte und das zählt!
Er erntete Entwürdigung und alltägliche Erniedrigung:
„Ach Hermann, Ärmster, arme Sau!“
Zum Glück kam Rosi seine Frau.
Spitzbübisch, frech und mit Humor
Nahm sie sich ihren Hermann vor.
Der wollte sterben, wollte fliehen.
„Es warten Erben! Kannst später ziehen!
Ich will hier noch Geschäfte machen,
Du kannst mir helfen, sprach sie lachend!
Du kennst die Bauern, ich habe Ware“-
ganz jüdisch lauernd, ich erfahre.
Jahrzehnte später frage ich,
der Erbe, denn es prägte mich!
Und will nun wissen wie es war:
Als Usedom Husar!
Als solcher denn mein Vater zog
In Weltkrieg Zwei gar nicht famos.
Als Panzerfahrer abgeschossen,
Er kämpfte wild und unverdrossen!
Ums Überleben, gar nicht bang -
Durch die Flammen - es gelang!
Die Kameraden? Alle tot.
Mein Vater sah von nun an rot.
Das Blut quoll ihm aus allen Wunden,
Gesicht zerrissen, Haut geschunden.
So lag er auf dem Schlachtfeld rum
Bis irgendeiner guckte dumm.
„He, hier ist einer, der noch lebt!
Packt einer an? Ich bin bestrebt
Den Kerl zu retten, packt mit an!
Ich brauche hier jetzt jeden Mann!“
Und Kameraden, Helfer viele
Verfolgten Überlebensziele.
Mein Vater, ist er auch verbrannt –
Er lebte schließlich stadtbekannt.
Verbrennungen sah jedermann
Und mancher zuckte ab und dann.
So schrecklich sah mein Vater aus –
So kam er aus dem Krieg nach Haus.
Das Jammern war nicht auszuhalten!
Nicht Vaters! – Nachbarn, all die Alten
Die zuvor nie Leid gesehen –
Die Jammerten, nicht zu verstehen!
Mein Vater nahm sein Schicksal an,
Das zeichnete ihn aus als Mann.
So komme ich mit Fahrrad nun
Und möchte hiermit eines tun:
Bezeugen, wie es wirklich war:
Als Usedom Husar!
Für meinen Vater Hermann August Behring,
*21.04.1922 Rahden/Westfalen, +23.06.1988 Lübbecke Westfalen
geschrieben im Fahrradurlaub auf dem Oder-Neiße Radweg,Groß Neuendorf 2015